Hagen gerät
in eine soziale Schieflage
Westfalenpost, 25.06.2004
AWo-Begegnungsstätte Emst droht Schließung
Westfalenpost, 06.07.2004
"Den Stadtteil
mit ins Boot bekommen"
Westfälische Rundschau, 06.07.2004
Hagen gerät in eine
soziale Schieflage
Hagen. (ko) Den Organisationen, die in Hagen auf dem sozialen
Sektor aktiv sind, will die Stadt - wie berichtet - die Zuschüsse
um nahezu 300 000 Euro kürzen. "Wenn das in dieser Form
umgesetzt wird, ist die Schließung von Einrichtungen unvermeidlich",
stellte gestern AWo-Geschäftsführer Hubert Puder klar,
dessen Organisation allein die Hälfte der geplanten Kürzungen
wegstecken soll.
Betroffen wäre beispielsweise die Schwangerschaftsberatung
in Helfe, die jährlich von etwa 1500 ratsuchenden Frauen in
Anspruch genommen wird. Oder die Beratungsstelle für ess-
und magersüchtige Mädchen und Frauen, die die AWo als
einzige Organisation in der Region anbietet. Von der Stadt sei
der Hinweis gekommen, berichtet Puder, die Krankenkassen könnten
hier ersatzweise finanziell einspringen. "Die Kassen kommen
aber erst mit ins Geschäft, wenn es zu spät ist, also
aus der Suchtgefahr längst eine Krankheit geworden ist",
weiß der Geschäftsführer. Und dann werde es richtig
teuer. "Vorbeugende Hilfe ist in jedem Fall viel preiswerter
als die spätere Therapie", mahnt AWo-Vorstandsvorsitzender
Erich Mürmann die Politik.
Allenfalls bei der Wohnraumsicherstellung für Obdachlose,
um die sich die AWo in Abstimmung mit der Stadt bemüht, sieht
Hubert Puder ein gewisses Einsparpotenzial durch die Umschichtung
von Dienstleistungen. Was die Stadt aber an Überweisungen
an die AWo spare, müsse sie andererseits in die eigene Aufgabenwahrnehmung
stecken.
Nachdrücklich warnt Puder, und hier sieht er sich als Sprecher
aller Wohlfahrtsverbände in Hagen, davor, soziale Einrichtungen
ausschließlich aus dem merkantilen Blickwinkel zu betrachten. "Es
geht immer um Menschen und Schicksale. Wir können es uns einfach
nicht leisten, dass eine Großstadt in eine soziale Schieflage
gerät," hebt der AWo-Geschäftsführer hervor. "Und
wir alle wissen, was jetzt zerschlagen wird, ist für immer
weg." Puder erinnert zudem daran, dass die Wohlfahrtsverbände
schon seit Jahren personell und finanziell am Limit operierten: "Mehr
geht nicht."
Für Hubert Puder steht auch fest, dass die Schließung
von Einrichtungen unweigerlich die Arbeitslosigkeit von Mitarbeitern
nach sich ziehen werde. Eine Umsetzung innerhalb des Verbandes
sei ausgeschlossen.
Unterdessen hat Sozialdezernent Christian Schmidt die erste Streichliste,
die in der Vorwoche dem Sozialausschuss vorlag, zurückgezogen. "Gegenwärtig
wird von der Verwaltung eine neue Liste erarbeitet, die den Ratsfraktionen
am kommenden Montag für ihre Beratungen vorliegen wird",
kündigt Schmidt gegenüber der WP an. Die neuen Kürzungsvorschläge
seien moderater: "Wir verschließen uns überzeugenden
Argumenten durchaus nicht."
Westfalenpost, 25.06.2004
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